Am 20. Mai wird jährlich der Welttag der Biene begangen, um auf die zentrale Rolle von Bienen als Bestäuber im globalen Ökosystem aufmerksam zu machen. In Österreich sind Wildbienen stark gefährdet, und über die Hälfte der etwa 700 heimischen Arten ist vom Aussterben bedroht. Die Hauptursachen sind Lebensraumverlust durch intensive Landwirtschaft, Monokulturen, Pestizideinsatz, Bodenversiegelung, Klimawandel, Nahrungsangebot und Brutplätze. Während die Honigbiene (Apis mellifera) im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung steht, wird die ökologische Bedeutung von Wildbienenarten häufig unterschätzt. Eine besonders interessante Vertreterin ist die Eisenhuthummel (Bombus gerstaeckeri), eine seltene und hochspezialisierte Art, die exemplarisch für die Fragilität von Pflanzen-Bestäuber-Beziehungen steht.
Die Eisenhuthummel (Bombus gerstaeckeri)
Die Eisenhuthummel gehört zur Gattung Bombus innerhalb der Familie der Echten Bienen (Apidae). Sie zeichnet sich durch eine vergleichsweise kurze Zunge und eine robuste Körperform aus. Ihr auffälligstes Merkmal ist jedoch ihre enge Bindung an den Blauen Eisenhut (Aconitum napellus), eine hochgiftige Pflanze der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Diese enge trophische Spezialisierung ist selten im Tierreich und macht Bombus gerstaeckeri zu einem herausragenden Beispiel für koevolutionäre Prozesse. Die Hummel ist morphologisch und physiologisch an die tiefe und komplexe Blütenstruktur des Eisenhuts angepasst. In den Alpen befliegt sie im allgemeinen zuerst den Gelben bzw. Wolfs-Eisenhut (Aconitum vulparia bzw. A. lycoctonum), später im Jahr dann fast ausschließlich den Blauen Eisenhut, auf den sie spezialisiert ist und wenige andere Eisenhutarten. Nur ausnahmsweise besucht sie auch die Silberdistel (Carlina arcaulis).
Die Eisenhuthummel ist in Europa verbreitet, kommt jedoch nur in montanen bis subalpinen Lagen vor, in denen der Blaue Eisenhut gedeiht – typischerweise in feuchten Wiesen, Waldlichtungen und Gebirgshängen - so auch im Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal. Gründe für Populationsrückgänge sind:
- Verlust geeigneter Habitate durch landwirtschaftliche Intensivierung
- Rückgang der Wirtspflanze A. napellus
- Klimawandelbedingte Verschiebungen der Blüh- und Flugzeiten
Obwohl Bombus gerstaeckeri eine enge ökologische Nische besetzt, zeigt sie eindrucksvoll die Bedeutung funktionaler Biodiversität. Der Fortbestand solcher spezialisierten Arten hängt direkt von der Präsenz bestimmter Pflanzenarten ab, was wiederum die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Schutzes von Lebensgemeinschaften unterstreicht. Ihr Rückgang kann als Indikator für den Zustand sensibler Ökosysteme dienen.

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Fazit
Der Welttag der Biene ist also nicht nur der Honigbiene gewidmet, sondern vor allem auch den zahlreichen Wildbienenarten, deren Lebensweise oft unbekannt bleibt. Die Eisenhuthummel steht exemplarisch für die feingliedrigen ökologischen Wechselbeziehungen, deren Störung weitreichende Konsequenzen haben kann. Der Schutz dieser Art erfordert nicht nur den Erhalt ihrer Wirtspflanzen, sondern auch die Förderung extensiv genutzter und naturnaher Lebensräume, wie auch das Wildnisgebiet.
Wildbienen sichern unsere Ernährung, unsere Umwelt – und unsere Zukunft. Naturschutz wie auch der Schutz von Wildbienen ist also auch ein Beitrag zur menschlichen Lebensqualität und Resilienz.
